Übergewicht - was is(s)t da schief gelaufen?
Gastbeitrag von Barbara Kaffl
Die Zahl der Fettleibigen hat sich laut der Weltgesundheitsorganisation von 1975 bis 2016 fast verdreifacht und die Tendenz ist weiterhin steigend. Gleichzeitig hatte aber auch das Thema Gesundheit und Aussehen noch nie so einen hohen Stellenwert wie heute. Doch wie passt das zusammen? Warum fällt es Menschen immer schwerer ihren Körper bedarfsgerecht mit Lebensmittel zu versorgen bzw. überschüssiges Körperfett wieder loszuwerden?
Dieser Frage werde ich im folgenden Artikel anhand der zwei Hauptursachen erläutern.
Ursache 1: Der Trugschluss mit der einfachen Lösung: Weniger essen - mehr bewegen!
An diesen zwei Faktoren kommt jemand der abnehmen will natürlich nicht vorbei. Es ist langfristig gesehen aber einfach zu kurz gedacht. Zum einen stellen diese einfachen Dinge für viele Menschen eine extrem große Herausforderung dar und zum anderen ist es viel mehr als das, wenn man seinen Gewichtszustand langfristig und vor allem gesund unter Kontrolle bekommen will.
Heutzutage muss alles immer möglichst schnell gehen und am besten schon gestern passiert sein. Das verleitet den Menschen natürlich dazu lieber Extreme zu wählen, anstatt längerfristig zu denken.
Ein typisches Beispiel ist die klassische LowCarb-Diät. Es werden alle Kohlenhydrate in einen Topf geworfen und zum Großsteil aus der Ernährung verbannt, oder sogar komplett vom Speiseplan gestrichen. Diese Diätform führt zu schnellen Ergebnissen und ist deshalb auch so beliebt. Das Problem hierbei ist nur, dass dem Körper dadurch viele Nährstoffe fehlen und jeder, der sich schonmal von wenig Kohlenhydraten ernährt hat, weiß wie schwer es ist das auch langfristig umzusetzen. Ja, es gibt Highcarb-Lebensmittel, welche ungesund sind und einer Gewichtsabnahme entgegenwirken. Genauso gibt es aber auch gesunde Highcarb-Lebensmittel und das ist der Punkt. Lebensmittel sollten nicht einfach in Makronährstoffe klassifiziert, sondern vielmehr als gesamte Lebensmittelmatrix beachtet werden. Das ein Apfel anders auf den Körper wirkt, wie Apfelsaft, ist vielen bewusst, jedoch wird das bei dem Wunsch schnell abzunehmen leider kaum beachtet.
LowCarb dient hier nur als Beispiel und soll verdeutlichen wie unsinnig es ist mit extremen Restriktionen abzunehmen. Es gibt auch viele LowCarb Lebensmittel, welche von einer gesunden Gewichtsabnahme nicht wegzudenken sind.
Beim Thema Sport sind es erfahrungsgemäß 3 Punkte, welche eine langfristige Gewichtsabnahme verhindern.
Die meisten, die Gewicht reduzieren wollen werden früher, oder später Sport in ihren Alltag integrieren. Sport hat nicht nur bei einer Gewichtsabnahme einen wichtigen Stellenwert, sondern auch in Sache Gesundheit lassen sich die Vorteile
von regelmäßiger Bewegung nicht abstreiten. Ein ähnlicher destruktiver Faktor, wie bei der Ernährung ist auch hier wieder das extreme Verhalten. In den ersten zwei Wochen nach dem „Start in ein neues Leben“ wird täglich konsequent die Sporteinheit absolviert. Doch, dass das nicht für jeden langfristig umsetzbar ist muss höchstwahrscheinlich nicht näher erläutert werden. Ein zweiter wichtiger Faktor ist, dass die Leute überschätzen wieviele Kalorien sie z.B. in 30 Minuten joggen verbrauchen und unterschätzen wieviele Kalorien Lebensmittel enthalten. Der dritte Punkt, weshalb Sport häufig nicht zu den gewünschten Ergebnissen führt ist, dass die restlichen 23 Stunden des Tages zu wenig beachtet werden. Wenn eine Person also den größten Teil ihres Tages im sitzen verbringt, ist die Sporteinheit welche drei bis viermal in der Woche stattfindet nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Als Fazit ist es wichtig auch beim Thema Bewegung zu verstehen, dass Sport nicht vom Alltag getrennt beachtet werden darf, sondern vielmehr sollte Bewegung in den Alltag integriert werden.
Ursache 2: Die Macht der Gewohnheiten
Wieso fällt es eigentlich vielen Menschen so schwer auf ihre Schokolade, den Kuchen, oder die Tüte Chips vor dem Fernseher zu verzichten?
Der übermäßige Konsum von ungesundem Essen ist eine über sehr lange Dauer antrainierte Gewohnheit.
Das geht schon im Kindheitsalter los. Wir bekommen Süßigkeiten als Geschenk, als Belohnung, wenn wir traurig sind, oder aber auch wenn wir wütend sind um uns zu beruhigen. Wenn wir älter werden sehen wir in der Werbung Kinder mit Süßigkeiten und bekommen weiterhin die Bestätigung, dass es „normal“ ist in bestimmten Situationen Süßes zu Essen. In der Jugend erfolgen auch weiterhin Verstärkungen der Gewohnheit. Ein typisches Beispiel hierfür ist die frustrierte Frau mit dem Kübel Eis vor dem Fernseher bei Liebeskummer. Im Erwachsenenalter gehören ungesunde Snacks, sowie Alkohol zu fast jeder Feierlichkeit dazu und sollte man in so einem Fall dankend ablehnen, fällt man meist negativ auf.
Die erste Herausforderung bei diesen tief sitzenden Gewohnheiten ist, sich darüber überhaupt erstmal bewusst zu werden und diese zu hinterfragen. In zweiter Linie ist es sehr schwer aus so tiefverankerten Verhaltensweisen auszubrechen und sie durch neue, förderliche Verhaltensweisen zu ersetzen.
Das schwierige an meiner Arbeit ist nämlich nicht, den Leuten zu erzählen, was eine gesunde Ernährung bzw. ein gesunder Lebensstil überhaupt ist. Vielmehr besteht die größte Schwierigkeit darin sie von ihren eingefahrenen Denkweisen und Gewohnheiten zu lösen.
Abschließend möchte ich somit auf einen Punkt hinweisen, der mir bei meiner Arbeit mit Übergewichtigen und Typ 2 Diabetikern am wichtigsten ist. Nicht nur die Ernährung eines Menschen muss beachtet werden, sondern vor allem sollte der ganze Lebensstil einer Person ins Auge gefasst werden. Meistens kommt es aus einem Zusammenspiel von mehreren Faktoren zu Übergewicht und es muss an den Stellschrauben Ernährung, Bewegung und vor allem der richtigen Denkweise gedreht werden.