Wie die Wahl Deiner Lebensmittel ein Stück weit die Welt retten kann

Gepostet von Malte am

Gastbeitrag von Marina Gabe

Mittlerweile hat sicher schon jeder einmal aufgeschnappt, dass die Ernährung einen großen Faktor zum Klimawandel beiträgt. Dies hängt im Wesentlichen mit zwei Faktoren zusammen:

1. Die Menge der Lebensmittel, die produziert, aber niemals als Nahrungsmittel genutzt wird.

2. Die Wahl, welche Lebensmittel wir konsumieren.


Zu 1:

Es ist fast logisch, dass nicht jeder Apfel der am Baum hängt am Ende des Tages im Bauch eines Lebewesens landet. Wir möchten uns also auf die Lebensmittel konzentrieren, die vom Menschen für Mensch und Tier zum Verzehr bestimmt angebaut werden und am Ende im Müll landen. Laut Welthungerhilfe werden allein in Deutschland rund  11 Millionen Tonnen Lebensmittel pro  Jahr weggeworfen und nicht verzehrt.  Dies  entspricht im Handel etwa einem Wert von 25 Milliarden Euro. Könnt ihr euch den Berg an Lebensmitteln vorstellen? Ich nicht… Noch erschreckender finde ich, dass Fleisch davon ca. 346 Millionen Kilogramm ausmacht. Dafür mussten umgerechnet 45 Millionen Hühner, 4 Millionen Schweine und 200.000 Rinder sterben (Quelle:  WDR). Darin sind die Tiere, die von der Aufzucht bis zum Schlachthaus verenden noch nicht berücksichtigt…

Doch wo findet die Verschwendung statt?
Zum einen ist es natürlich der Verbraucher selbst, also wir, der „zuviel“ von Nahrungsmitteln einkauft und es am Ende wegwirft, weil es nicht mehr genießbar ist oder wir keine Lust mehr darauf haben. Von den 11 Millionen Tonnen weggeworfenen Lebensmitteln, wird der Bärenanteil von ca. 6,7 Millionen Tonnen durch den Verbraucher selbst weggeworfen.

Je weniger Lebensmittel weggeworfen werden, desto mehr Ressourcen wie  Energie,  Wasser,  Ackerfläche  und  Arbeitskraft können gespart oder anderweitig eingesetzt werden.  Laut Umweltbundesamt werden in Deutschland allein für die 11 Millionen Tonnen weggeworfenen Lebensmittel fast 38 Millionen Tonnen Treibhausgase ausgestoßen.

Dies ist Thema, dass wir alle, jeder für sich, verändern können:

  • Kauft immer nur so viel ein, wie ihr auch benötigt.
     
  • Wenn ihr Reste habt: macht euch doch mal einen schönen Eintopf oder Auflauf aus daraus.
     
  • ​Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist kein „Absolut-ungenießbar ab“-Datum sondern lediglich eine Maßgabe, ab wann ihr mal vorsichtiger probieren solltet. Normalerweise sind viele Lebensmittel aber länger haltbar.

Das Verderben von Lebensmitteln ist aber nicht hierzulande das größte Problem. Nach UN-Schätzungen verdirbt in den Entwicklungsländern nahezu die Hälfte aller Lebensmittel schon auf dem Weg vom Acker bis zum Teller. Dies ist bedingt durch schlechte Lagerhaltung, mangelnde Infrastrukturen und auch dem fehlenden Markt. Eine Problematik, die mir lange Zeit selbst nicht bewusst war.

Zum anderen haben wir als Verbraucher auch an anderer Stelle „die Wahl“: Nehme ich den makellos erscheinenden Apfel im schimmernden rot-grün, oder schmeckt mir auch ein Apfel mit einer kleiner Druckstelle, den sonst jeder liegen lässt? Vor allem die großen Discounter geben Ihren „Bauern“ schon vor, was sie sich für Ware wünschen. Was dort nicht passt, landet vielleicht schon direkt beim Erzeuger in dem „Unbrauchbar“-Abfalleimer. Dennoch landet ab und so mal Obst und Gemüse mit „Schönheitsflecken“ im Laden. Die meisten Menschen lassen diese liegen und am Ende des Tages kommt es – ihr ahnt es- in den großen Müllcontainer des Supermarktes. Also: Ein Herz für das nicht ganz perfekte Lebensmittel!


Zu 2.:

Was hat die Wahl meiner Lebensmittel mit der Umwelt zu tun?

Schon 2008 sagte der Vorstand des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, zum Auftakt der Internationalen Grünen Woche in Berlin: "Unsere Ernährungsmuster und Ernährungsgewohnheiten gehören auf den Klimaprüfstand." (Quelle: WELT), denn die Wahl der Lebensmittel und unsere Essgewohnheiten schlagen in unserer Klimabilanz genauso zu Buche wie die Art uns fortzubewegen, nämlich zu 16  - 20 Prozent.

Grundsätzlich ist bereits bestätigt, dass die Erzeugung von Obst und Gemüse einen wesentlich geringeren CO2 Ausstoß bewirken als die Herstellung von tierischen Produkten, insbesondere von Fleisch. Beim Vergleich landwirtschaftlich produzierter Lebensmittel hinsichtlich ihrer CO2 Bilanz schneiden zudem Produkte aus ökologischer Landwirtschaft insgesamt besser ab als Produkte aus konventionellem Anbau (Quelle: BMU).

Also: Wenn möglich, greift doch mal öfter zu Bio oder demeter, manchmal ist dies gar nicht teurer. Was ich euch persönlich empfehlen kann: Schaut doch mal wo bei euch in der Nähe der nächste Wochenmarkt ist. Hier gibt es oft Händler, die ihre eigens angebauten Bio- oder Demeterprodukte anbieten. Und man bekommt wieder ein besseres Gefühl für saisonales Obst und Gemüse, welches auch wirklich im regionalen Umfeld wächst.

Nun möchte ich noch etwas zum Thema Fleisch bzw. tierischer Produkte anbringen: Laut BMU werden 91,6 Prozent, beziehungsweise 4,58 Milliarden Hektar der weltweit zur Verfügung stehenden Agrarfläche werden als Weide oder zur Produktion von Futtermittel verwendet. Die weiter steigende Nachfrage führt u.a. zur Abholzung von Regenwald um Soja anzubauen, welches, nicht wie oft behauptet für Tofu, sondern als Futtermittel für Tiere dient. Nach verschiedenen Quellen werden 80 – 90 % des angebauten Sojas als Futtermittel verwendet.

Ich erinnere Erzählungen meiner Oma, in der sie mir berichtete, dass es „früher“ einen schönen Sonntagsbraten und freitags Fisch gab. Das Fleisch kam von den eigenen Tieren, welche sich von natürlichem Futter und auf der Weide von Gras ernährten. Ansonsten hat sie für ihre Familie überwiegend vegetarisch gekocht. Vielleicht ist dies auch der Grund, warum sie mittlerweile fast 93 Jahre alt ist. Denn eine solche Ernährung ist die, die auch die DGE empfiehlt: „Nicht mehr als 300 bis 600 g Fleisch pro Woche“, zweimal die Woche Fisch, aber überwiegend pflanzliche Lebensmittel. Die Fleischmenge hat so mancher schon mit seinem Steak im Jim Block erreicht…

Wenn ihr beim Lesen ein paar „Aha“ oder „Wow, krass“-Effekte hattet, so wie ich beim Schreiben dieser teilweise unvorstellbaren Zahlen, dann achtet doch im Alltag mal auf eure Konsumentscheidungen und Ernährung. Vielleicht ist eine Bolognese mit Linsen ja genauso lecker wie mit Hackfleisch (gesünder ist sie allemal) und die Tomate mit Schönheitsfleck ist sogar saftiger als die Makellose?

Auf jeden können wir festhalten: Weniger Fleisch und die bewusste Auswahl pflanzlicher Lebensmittel bedeuten Klimaschutz und Gesundheit!



Quellen:

WWF

Welthungerhilfe

Die Welt

factsheet TeamGlobal

BMU