Tipps zum Umgang mit Narben

Gepostet von Malte am

Gastbeitrag von Elisabeth Josenhans

Wie entstehen Narben?

Jedes physische Trauma zerstört Zellstrukturen des Hautgewebes, egal ob durch einen Unfall oder eine Operation verursacht. Narben entstehen bei der Heilung von Wunden, die in tiefere Hautschichten reichen. Bei oberflächlichen Verletzungen schließt der Körper die Wunde durch gleichartige Zellen. Dies führt selten zu Störungen. Ist jedoch das gefäßreiche Bindegewebe beschädigt, wird die Wunde mit Ersatzgewebe
aufgefüllt. Dieses ordnet sich unstrukturiert an und ist weniger elastisch. Wird die Wundheilung gestört, kann eingesenktes Narbengewebe mit zu wenig Ersatzfasern entstehen. Durch Zugkräfte an der Wunde werden hingegen zu viele Kollagenfasern gebildet, was zu wulstigen oder wuchernden Narben führen kann.
Liegt solch eine unelastische Narbe dann noch in Gelenknähe oder am Rumpf, kann dies zu Bewegungs-einschränkungen führen.
Aber auch innere Narben – z. B. nach einer Blinddarmoperation oder einer endoskopischen Operation am Bauch – können die Funktion des Bewegungsapparats oder der Organe stören.
Verklebungen/Adhäsionen in der funktionellen Muskel-Faszienkette können Spannungen übertragen und weit entfernte Beschwerden verursachen.


Wie kann Narbentherapie helfen?

Eine therapeutische Narbenbehandlung hilft, die Gewebefasern in ihre funktionelle Ausrichtung zu bringen. Beschwerden können sich dauerhaft verbessern.
Durch Verschieben des Narbengewebes kann das physiologische Gleiten wiederhergestellt werden. Oberflächliche und tiefe Mobilisationen können helfen, bindegewebige Vernetzungen aufzubrechen.
Die Neigung des Narbengewebes, sich zusammenzuziehen, wird durch gezieltes Gegeneinanderschieben der Hautschichten verringert. Zudem kommen Knetungen, Längsdehnungen der Narbe und Hautrollungen in Richtung Narbe zum Einsatz. Die Mobilisation wird dicht am Narbenrand und so tief wie möglich ausgeführt. Ältere Narben vertragen auch eine direkte Massage mit größerem Druck.
Mit Hilfe von einem Schröpfglas kann die Narbe durch den Unterdruck angehoben werden, sodass tiefe, nach innen ziehende Anhaftungen gelöst werden können.
Diese Lösungstherapie kann zu verbesserter Beweglichkeit verhelfen, denn für eine volle Bewegung muss Gewebe gleiten können.

Wichtig ist, dass Sie als Patient anschließend selbst Mobilisationen des Gewebes durchführen, um den Therapieerfolg zu unterstützen.


Was kann ich selbst tun?

Die Narben bleiben mit dieser Eigenbehandlung weich und geschmeidig und verkleben nicht mit tieferen Gewebsschichten. Dies sorgt für freie Beweglichkeit und lindert Schmerzen und Spannungsgefühl.

Lassen Sie sich diese Techniken von einem erfahrenen Therapeuten zeigen!

Narbenmassage:
- Mit leichtem Tiefendruck von Zeige-und Mittelfinger massieren Sie bogenförmig auf die Narbe zu, dann ohne Druck weg von der Narbe, sodass eine kreisende Bewegung entsteht. Ca 4x entlang des Narbenverlaufes
- Versetzt mit zwei Fingern beider Hände von beiden Seiten auf die Narbe zubewegen und sie damit S-förmig verschieben. Ca 4x entlang des Narbenverlaufes
Anzahl der Anwendungen: 1-2x täglich

Unbedingt beachten:
-Nie über die Narbe ziehen, da sonst Zug auf die Narbe kommt, was sie verbreitern kann. Immer nur zur Narbe massieren!
-Es darf nicht schmerzen! Leichter Zug ist ok.
-Nicht bei offener Wunde behandeln.
-Es soll keine starke Mehrdurchblutung/Röte hinterher zu sehen sein- sonst mit kühlschrankkaltem Eisbeutel einige Minuten beruhigen.

Schröpfen:
Das Schröpfen löst die Narbe vom Unterhautgewebe und sorgt damit für mehr Beweglichkeit.
Den Ball des Schröpfglases eindrücken, dann auf die Narbe setzen, den Ball loslassen, bis sich Gewebe in das Glas zieht. Nur ganz kurz halten, wieder auf den Ball drücken, das Schröpfglas löst sich. Den Druck auf den Ball halten und sofort die nächste Stelle hochziehen.
Überlappend die ganze Narbe schröpfen, ca 4 mal wiederholen.
Intensivere Bearbeitung erreicht man durch Ansetzen des Glases wie oben erklärt, dann das Glas fassen und die Narbe durchziehen. Ev mit der anderen Hand das Gewebe spannen.Ca 4x
wiederholen.

Im folgenden Video sehen Sie ein Behandlungsbeispiel:


Dehnungen:
Lassen Sie sich von Ihrem Therapeuten auch geeignete Dehnungsübungen zeigen, damit die Muskel-Faszienketten lang und elastisch bleiben.
Beispiel: für eine Brustkorbnarbe oder eine Bauchnarbe ist die Drehdehnlage besonders geeignet.
 

Zur Person:
Elisabeth Josenhans ist eine Physiotherapeutin mit langjähriger Erfahrung in der Behandlung von Narben, besonders im Bereich der Brustkrebsnachsorge.
Ausgebildet als Manualtherapeutin mit Schwerpunkt Faszientherapie arbeitet sie in eigener Praxis in Hamburg Eppendorf.